Interview mit Mag. Gabriele Schmidt
Warum möchten Sie diese Partei unterstützen?
Die geballte Frauenpower hat mich gleich überzeugt! Ich denke, Familie ist neben Gesundheit das wichtigste Gut, daher ist es sehr wichtig dies auch politisch noch weiter aufzuwerten.
Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Wir haben den gesellschaftlichen Wandel zur Gleichstellung von Mann und Frau noch nicht zur Gänze geschafft. Besonders wenn es um Kinder geht, ist es meist die Frau, die sich um alles kümmert, auch wenn sie arbeitet. Die aktive Rolle der Väter ist erst wenige Generationen alt, daher müssen wir dieses Umdenken weiter unterstützen. Das wird unsere Gesellschaft sehr verändern. Wie wäre es denn, wenn alle Eltern ihre Arbeitszeit flexibler gestalten könnten? Oder auch Homeoffice nutzen könnten? Das käme allen Familienmitgliedern zu Gute. Eine Aufteilung der Verantwortung bedeutet für uns Frauen sicher eine große Entlastung.
Das Vätermonat ist eine gute Idee. Das geht schon in die richtige Richtung. Mein Mann war bei unserer ersten Tochter 2 Monate zu Hause. Das hat die Bindung zu unserer Tochter sehr verstärkt und auch das Verständnis innerhalb unserer Familie vergrößert. Seiner Karriere hat dies nicht geschadet, aber das ist leider nicht bei jedem Arbeitgeber so.
Die Familien im Bereich der Kinderbetreuung zu unterstützen, ist mir ein wichtiges Anliegen. In manchen Gegenden Tirols gibt es noch keine Kinderkrippe oder Nachmittagsbetreuung. Wenn auch die Großeltern nicht „ums Eck“ wohnen und einspringen können, ist eine Unterstützung noch wichtiger. Dann benötigen wir die Betreuung noch flexibler, nämlich auch stundenweise, denn nicht jeder hat dann das Glück einer guten nachbarschaftlichen Hilfe. Die Flexibilisierung hat sicher dort ihre Grenzen, wo es gegen die Bedürfnisse der Kinder geht. Die Plätze kann man aber sicher teilen, damit es auch in den Kinderbetreuungseinrichtungen nicht zu Überfüllung oder Leerzeiten kommt.
Ich bemerke bei meinen Kindern, wie gerne sie die Kinderbetreuung besuchen. Die Förderung in der Einrichtung und auch der Kontakt mit anderen Kindern sind für sie sehr wertvoll. So kann ich, während sie die Einrichtung besuchen, ohne schlechtes Gewissen arbeiten und wir können unsere gemeinsame Zeit genießen.
Besonders in der ersten Zeit mit einem Neugeborenen wären mobile flexible „Engel“ ein Segen. Damit meine ich die „frühen Hilfen“, die den frischgebackenen Eltern nach der Geburt zur Seite stehen. In Innsbruck gibt es diesen Pilotversuch. Die Stadt Kufstein bietet es auch für Kufsteiner an. Aber ich meine eine flächendeckende Hilfe. Die Überforderung am Anfang kann schon sehr groß sein. Da würde es helfen, die Verantwortung kurz abzugeben, um wieder Kraft zu tanken und sich auszutauschen. Die Großeltern sind oft nicht greifbar, sondern selbst noch im Berufsleben. Das war der Vorteil der Großfamilien, dass sie sich gegenseitig unterstützt haben. Die Gesellschaft hat sich verändert. Wir müssen viel mehr darauf achten, diese Unterstützung zu institutionalisieren. Wo die Grenzen des Einzelnen aufscheinen, muss der Staat helfen. Nur so können wir von einer gesunden Gesellschaft sprechen. Wir sind die moderne Familie. So denken wenigstens wir von Family. Wir wollen niemanden zu etwas zwingen, aber auch niemanden hängen lassen!
Was würden Sie ändern?
Wir müssen in der Wirtschaft ein neues Arbeitsbild der Frauen und Männer in Elternteilzeit schaffen. Egal für welche Variante wir uns entscheiden. Wir müssen es den Familien möglich machen zu arbeiten und ein Familienleben zu führen. Moderne Familien verzichten lieber auf Luxus, aber ihr Leben und die Arbeit sollen in Balance sein. Da hat bereits ein Umdenken stattgefunden.
Wir müssen in allen Bereichen darauf reagieren, dann haben wir auch genügend ÄrztInnen, KöchInnen, AltenflegerInnen, KrankenpflegerInnen, KellnerInnen…Derzeit jammert man über den Mangel an Fachkräften, reagiert darauf aber nicht angemessen.