#15 Mag. KLAUS REITBERGER, MSc PhD

Interview mit Mag. KLAUS REITBERGER, MSc PhD

Astrophysiker (Universität Innsbruck / Universität Heidelberg); Gemeinderat, Kulturreferent und Fachhochschulreferent der Stadt Kufstein; Lehrer für Physik, Theater und Wissenstheorie an der International School Kufstein Tirol; Schriftsteller und Theatermacher

Warum unterstützen Sie Family?

Aus vielen Gründen. Zum einen bin ich von der Kompetenz und Ehrlichkeit der Hauptakteure dieser Partei überzeugt. Diesen Menschen geht es nicht um Geld und Karriere. Hauptanliegen ist es, unser Land Tirol zu einem noch faireren, lebenswerteren, zufriedeneren und letztlich schöneren Ort zu machen. Hier werden keine Märchen und Mythen erzählen. Hier will man tatsächlich etwas bewegen. Dies ist der eine Grund.

Zum anderen weiß ich, dass in diesem Team wichtige Fähigkeiten und Expertisen aufeinandertreffen. Familie, Erziehung, Umwelt, Bildung, Kultur, Wissenschaft – zu jedem Gebiet sind kompetente Menschen mit an Bord, reich an Kenntnis und beruflicher Erfahrung. Man weiß, wovon man spricht. Dies ist der zweite Grund.

Besonders attraktiv an Family ist das Primat des Individuums gegenüber der Partei, welches sich in der Ablehnung jeglichen Clubzwangs äußert. Dieses Unding der Parteipolitik, welches Mandatare zum bloßen Stimmenfutter degradiert, hat bei Family nichts zu suchen. Das Individuum zählt. Unterschiedliche Meinungen werden gehört und diskutiert. Man wählt hier nicht die Partei, sondern die Menschen hinter der Partei. Dies ist der dritte Grund.

Viele Menschen leben in kinderlosen Partnerschaften oder alleine. Wieso sollen sie sich für eine Familienpartei interessieren?

Zum einen hat ein jeder Mensch Eltern und Großeltern. Auch diese sind Teil der Familie. Das „Altern in Würde“ ist ein Hauptanliegen von Family. Es ist ein Thema, das uns alle angeht.

Zum anderen kann man den Begriff Familie auch etwas weiter fassen und darauf eine moderne Ethik begründen. Was ist eine Familie? Sie ist ein Kreis, der eine gewisse Zahl von Menschen umfasst, zu denen wir ein besonderes Verhältnis haben. Innerhalb dieses Kreises gelten andere Regeln wie außerhalb dieses Kreises. Im Inneren herrscht ein sehr hohes Maß an Empathie. Wir freuen uns, wenn die Menschen in unserem Familienkreis Erfolg haben. Wir leiden mit, wenn sie von Kummer und Schmerz geplagt sind. Ihr Wohl und Wehe sind unser Wohl und Wehe.
Die Kunst ist nun, diesen Kreis nicht klein zu halten und einzugrenzen wie es in der Steinzeit der Fall war. Unser Empathievermögen darf sich eben nicht nur auf die nahe Verwandtschaft und engste Umgebung beschränken. Unser Kreis des Familiären muss wachsen – und historisch hat er das auch stets getan: von Stämmen zu Volksgruppen zu Religionen zu Nationen und weiter zur Menschheit als Ganzes. Die moderne Kommunikationstechnologie tut das ihre, um auch den Fernsten zum Nächsten zu machen. Dieser im Verlauf der Geschichte stets wachsende Kreis zeigt uns die richtige Richtung an. Er zeigt uns, dass wir letztlich eine große Familie sind. Er zeigt uns, dass das Mitfreuen und Mitleiden, das wir anfangs nur für die Nächsten empfanden, für alle gelten soll. Nur gemeinsam können wir die wirklich großen Probleme lösen. In all unseren Verschiedenheiten müssen wir wie eine Familie an einem Strang ziehen und das „Ich“ im „Du“ erkennen. Dieser alte indisch-schopenhaueriansiche Gedanke des „Tat Tvam Asi“ – des „Das bist du“ – taucht bei verschiedenen Philosophen und Weltreligion auf. Zwischen Reutte und Osttirol, zwischen Landeck und Kufstein will Family diesen Traum wahr werden lassen.

Was ist Ihre Aufgabe bei Family?

Als jemand, der seit zwölf Jahren Universitätsluft atmet und sich auf dem Gebiet der internationalen Forschung auskennt, würde ich im Fall eines Landtagsmandats für Family als Berater in wissenschaftlichen Fragen zur Verfügung stehen. Forschung und Wissenschaft spielen in der Kommunalpolitik der meisten Gemeinden eine untergeordnete Rolle. Auf Landesebene ist dies anders. Mit seinen universitären Einrichtungen und seinen vielen Unternehmen, die mutig auf Entwicklung setzen, ist Tirol ein hell leuchtender Fleck auf der Landkarte der internationalen Forschung – nicht nur in der Physik. Die Landespolitik muss die Rolle Tirols als Forschungsstandort ernst nehmen und gebührend hegen und pflegen. Kritisch bin ich vor allem gegenüber jenen Stimmen, die lediglich die angewandte Forschung preisen, welche konkrete Ergebnisse – am besten schon morgen – liefern soll. Sie vergessen dabei vollkommen auf die nicht minder wichtige Grundlagenforschung, welche allzu oft von politischer Seite geschmäht wird. Dies ist ein schwerer Fehler. Zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts war auch die Elektrizitätslehre noch Grundlagenforschung – ohne, dass man sich einen konkreten Nutzen hätte vorstellen können. Wo stünden wir wohl heute, wenn die Politik von damals nur in die Verbesserung der Dampfmaschine investiert und die Grundlagenforschung außer Acht gelassen hätte? Man weiß nicht, welch Geheimnisse warten. Die Wissenschaft braucht mehr Freiheit und weniger Marktorientierung und Gewinnmaximierung. Kurzfristiger Gewinn führt oft zu langfristigem Verlust – vor allem in der Wissenschaft.

Dezember 2017