#5 Elisabeth Golser

Interview mit Elisabeth Golser
INTERVIEW MIT ELISABETH GOLSER, ANGESTELLTE UND STUDENTIN,
KANDIDATIN AUS INNSBRUCK

Was sind Ihre besonderen Anliegen in der Politik?

Nach verschiedenen beruflichen Erfahrungen z.B. im Marketing, einer Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft in Kinderkrippengruppen, nach Eröffnung einer eigenen Kinderkrippe in Innsbruck und derzeit kurz vor meinem Abschluss des Studiums der Erziehungs- und Bildungswissenschaften habe ich für mich einen ganz klaren humanistischen und sozialen Ansatz gefunden, den ich speziell in der Arbeit für Family wiederfinde.

Soziales Engagement, die Wertschätzung des Einzelnen, die faire Austragung von Konflikten, Toleranz, Gewalt- und Gewissensfreiheit sowie das Eingehen auf Interessen, Werte und die Würde des Menschen, sind meine wichtigsten Anliegen und ich möchte, dass sich das auch in der Politik vermehrt wiederfindet.

 

Haben Sie hier konkrete Ansätze, wo Sie in der Politik gerne Maßnahmen sehen würden?

Aufgrund meiner persönlichen Einstellung und auch meiner Ausbildung ist es für mich von großer Bedeutung, dass für Kinder optimale Voraussetzungen geschaffen werden. Kinder sind zweifellos unsere Zukunft, sie werden später die Erwachsenen unserer Gemeinschaft sein. Sie brauchen ab der Geburt gute Startbedingungen und können sich ja selbst nicht aussuchen, in welches soziale und finanzielle Umfeld sie hineingeboren werden.

Die besondere Förderung von Familien, Alleinerziehenden, Menschen mit niedrigem Einkommen und die Begleitung von Kindern in ihrer Entwicklung müssen daher aus meiner Sicht besonders unterstützt werden. Wir müssen dafür sorgen, dass das tägliche Leben, das monatliche finanzielle Auskommen, nicht zur Belastung für die Familien wird. Wenn es nämlich nur mehr um die Aufrechterhaltung der menschlichen Grundbedürfnisse geht, können die sozialen und emotionalen Bedürfnisse der Menschen und ihrer Kinder nicht ausreichend befriedigt werden.

Daraus resultiert meine Forderung, Eltern und Familien finanziell zu unterstützen und im Falle der Kinderbetreuung eine Kostenerleichterung herbeizuführen. Menschen, die aufgrund ihrer sozialen oder finanziellen Stellung an den Rand gedrängt werden, brauchen zweifellos Unterstützung und zwar finanziell, sozial, aber auch psychologisch.

Gibt es dabei für Sie ein ganz zentrales Thema?

Wenn ich ein Thema herausgreifen soll, so ist das für mich sicher die Bildung. Diese beginnt bereits mit unserer Geburt und aufgrund meiner Nähe zur Sozialpädagogik ist für mich die optimale Begleitung (absichtlich nicht Erziehung) und Unterstützung unserer Kinder sowie deren Bildung hochangesiedelt. Mit Bildung kann ich mich emanzipieren. Ich lerne zu reflektieren, zu überlegen, kritisch zu hinterfragen und kann mich auch zur Wehr setzen. Ohne Bildung würden die Menschen ewig in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen und irgendwann werden sie darüber wütend, wenn sie sich immer an eine Obrigkeit anpassen müssen.

Die menschliche Fähigkeit, selbst zu denken, wird durch Bildung gestärkt. Auch Vorurteile können dadurch am besten überwunden werden.

Mit Bildung kann ich Irrtümer und Vorurteile entlarven und je mehr diese Irrtümer und Vorurteile entlarvt werden, desto näher kommen die Menschen zu Toleranz, Frieden und Harmonie. Letztlich gibt Bildung auch Sicherheit!

Möchten Sie noch ein anderes Anliegen nennen?

Ja, auch das Thema Diskriminierung beschäftigt mich sehr. Oft erleiden Menschen, die finanziell schlechter gestellt sind, Diskriminierungen, sei es im Alter, bei der Arbeit oder auch gegenüber öffentlichen Institutionen. Aber hier spielt nicht nur der finanzielle Aspekt eine Rolle, auch ältere Menschen, Menschen mit physischer oder psychischer Beeinträchtigung sowie auch Menschen mit Fluchterfahrung leiden unter Diskriminierung und Marginalisierung. Das alles darf es aus meiner Sicht nicht geben.

Oft werden Menschen, die wir nicht kennen, negative Eigenschaften zugeschrieben. Dadurch wird ihnen die gemeinschaftliche Zugehörigkeit abgesprochen. Diese Herabwürdigungen bedeuten aber eine „Ungleichmachung“ zwischen Individuen. Es darf bei uns kein „wir“ und die „anderen“ geben. Dadurch verursachen wir ein unmittelbares Machtverhältnis. Mit negativen Zuschreibungen werden automatisch Unterscheidungen und Abwertungen von Menschen erzeugt. Meine persönliche Erfahrung, etwa mit geflüchteten Menschen, die ich zur Abschlussarbeit meines Studiums interviewt habe, zeigt leider, dass es immer noch eine beträchtliche Anzahl von Menschen gibt, die aufgrund von Vorurteilen diskriminieren und ausgrenzen. Menschen mit Fluchterfahrung müssen aber die Chance haben, sich ein Leben fern von ihrer Heimat aufbauen zu können.

 

Februar 2018